TÄTIGKEITSBEREICHE
Das SVI arbeitet, trotz oder gerade wegen seiner relativ kleinen Organisationsstruktur, mit einer hochgradigen Flexibilität und Effizienz
Das SVI zeichnet sich im Vergleich zu anderen, ebenfalls im Bereich der europäischen Volksgruppenforschung tätigen Institutionen durch einen spezifischen inhaltlichen Ansatz mit starkem Südtirolbezug aus, der in ähnlicher Form von keiner anderen Einrichtung wahrgenommen wird.
Die Volksgruppenfrage ist seit der Wende ab 1989 in Europa zu einer Menschenrechts- und Sicherheitsfrage ersten Ranges geworden. Das Institut hat sich der Herausforderung gestellt, an der Diskussion um Ziele und Inhalt eines europaweit gültigen Minderheitenschutzes mitzuwirken. Nachdem das SVI die Entwicklung Südtirols bis in seine kapillaren Verästelungen erforscht und seit den frühen 1960er Jahren begleitet hatte, besaß und besitzt es denkbar gute Voraussetzungen für diese Aufgabe. Durch seine Forschungsarbeit in der Volksgruppenfrage hat sich das SVI bereits ab den 1990er Jahren internationale Anerkennung erworben.
Südtirol besitzt gegenüber vielen anderen Minderheitsgebieten einen Erfahrungsvorsprung. Aus diesem kann europaweit Nutzen gezogen werden. Das Institut ist daher um die Vermittlung des Südtiroler Erfahrungspotentials bei ähnlichen Konfliktfällen in Europa bemüht. Dies geschieht vor allem durch die Erstellung spezifischer Programme für Südtirol-Informationsbesuche von Minderheitenvertretern, Politikern und / oder Hohen Beamten aus Minderheitenregionen. Zum internationalen Volksgruppen-Erfahrungsaustausch gehört insbesondere die Herausgabe und Schriftleitung der Fachzeitschrift Europäisches Journal für Minderheitenfragen EJM / / European Journal of Minority Studies (bis 2012 Springer Verlag, Wien/New York, danach Verlag Österreich, Wien, ab 2016 Berliner Wissenschafts-Verlag).
Das Europäische Journal für Minderheitenfragen EJM / European Journal of Minority Studies ist eine internationale, interdisziplinäre Vierteljahresschrift zu Fragen der europäischen Minderheiten, die im Berliner Wissenschafts-Verlag erscheint und deren Artikel sämtlich einem Peer-Review-Verfahren gemäß den Richtlinien ISSAI 5600 und ISSAI 30 der International Organisation of Supreme Audit Institutions (www.intosai.org) unterliegen.
Die Artikel der Jahrgänge 1 (2008) bis 5 (2012) sind auf der Homepage des Springer-Verlages gebührenpflichtig abrufbar: http://realtime.springer.com
Als Herausgeber zeichnen Christoph Pan (Bozen), Franz Matscher (Salzburg), Manfred Kittel (Berlin), Matthias Theodor Vogt (Görlitz) und Paul Videsott (Bozen, geschäftsführender Herausgeber).
Der Wissenschaftliche Beirat besteht aus Anna Gamper (Universität Innsbruck), Stefan Garsztecki (Technische Universität Chemnitz), Hans Goebl (Universität Salzburg), Esther Happacher (Universität Innsbruck), Peter Jordan (Österreichische Akademie der Wissenschaften Wien), Klaus-Jürgen Nagel (Universitat Pompeu Fabra Barcelona), Walter Obwexer (Universität Innsbruck), Günther Rautz (EURAC, Bozen), Oliver Reisner (Ilia State University Tiflis/Tbilisi), Eduard Werner (Universität Leipzig).
Der Minderheitenschutz ist eine komplexe Materie, deren politische Aufarbeitung der wissenschaftlichen Beleuchtung und Untermauerung bedarf. Vor diesem Hintergrund widmet sich das EJM thematisch den Fragen, die mit der Wahrung und Entwicklung der sprachlich-kulturellen Existenz und Identität der autochthonen bzw. traditionellen Minderheiten oder Volksgruppen in Europa verbunden sind. Die Inhalte der Zeitschrift sind interdisziplinär ausgerichtet, um den Zielgruppen aus Wissenschaft und Politik, Theoretikern wie Praktikern und allen Interessierten grundlegende und aktuelle Informationen zu bieten und dadurch einen Beitrag zur öffentlichen Diskussion und Entscheidungsfindung zu leisten.
Ein besonderer Schwerpunkt des SVI liegt in der Zusammenarbeit mit internationalen Organisationen zur Entwicklung und Steuerung eines europäischen Minderheitenschutzsystems. Hierbei hat das Institut unter anderem mit dem Bozner Konventionsentwurf (1992 und 1994, Autoren: Felix Ermacora und Christoph Pan, publiziert 1993 und 1995 bei Braumüller Wien, Ethnos Bd 42 und Bd 46) einen konstruktiven Diskussionsbeitrag geleistet.
Das Institut kooperiert vor allem mit zuständigen Organen des Europarats und des Europäischen Parlaments (Interfraktionelle Arbeitsgruppe für traditionelle Minderheiten). Zu den Partnern des SVI zählen unter anderem die Gesellschaft zur Förderung nationaler Minderheiten in Europa (SENCE) in Zürich und das Internationale Institut für Nationalitätenrecht und Regionalismus (INTEREG) in München, mit diesen betreibt das SVI seit 2010 eine grenzüberschreitende „ARGE Volksgruppen“, die der weiteren Vertiefung der Vernetzung der drei Organisationen zwecks Erzeugung von Synergieeffekten dient. Bei Bedarf arbeitet das SVI außerdem mit dem Haus des Deutschen Ostens (HDO) in München, dem Einheitskomitee der historischen deutschen Sprachinseln in Italien in Lusérn, dem CONFEMILI (Comitato federativo minoranze linguistiche d’Italia) in Rom, der Gesellschaft für bedrohte Völker / Sektion Südtirol oder dem Bund Ungarischer Organisationen in Deutschland e.V. (BUOD) zusammen.
Das Institut verfügt über eine reich ausgestattete Sammlung von internationalen Dokumenten zum Minderheitenschutz. In diese Sammlung kann nach vorheriger Anmeldung Einblick genommen werden. Das SVI erteilt auf dieser Grundlage auf Anfrage auch Fachinformationen.